Das pinkfarbene Skateboard war neben vielen anderen New-Work-Artefakten das Erste, was uns beim ersten Besuch im loftartigen Büro von Zentralnorden in Berlin-Kreuzberg aufgefallen ist. Zentralnorden ist eine Design-Agentur für Markenkommunikation. Als spontane Idee zwischen vier befreundeten Designern entstanden, kann sie auf 10 gemeinsame Jahre mit prototypischen Entwicklungsphasen eines kleinen Unternehmens zurückblicken. Mittlerweile arbeiten ca. 20 Mitarbeiter:innen mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Kund:innen.
Die Geschäftsführerin bat uns, das Unternehmen in der aktuellen Phase durch Beratung und Coaching zu unterstützen. Sie beschrieb uns beim Kennenlernen die Wachstumsschmerzen” der Organisation, die von ihr und den Mitarbeiter:innen auch als „Familie” beschrieben wird. Das Team wünschte sich in Anbetracht der vielen Veränderungen auf allen Ebenen mehr Orientierung zur zukünftigen Ausrichtung und Identität der Firma und zur Zusammenarbeit untereinander. Fragen zur eigenen Identität und deren Weiterentwicklung waren für das Team nicht neu. Beständig ist jedoch der Anspruch an ihre Zusammenarbeit geblieben: familiär, möglichst hierarchiefrei und inklusiv, Entscheidungen gemeinsam treffen und einen herzlichen Umgang miteinander pflegen.
Gleichzeitig wächst die Firma stetig; an Mitarbeiter:innen, zunehmender Kund:innendiversifizierung und komplexeren Aufträgen. Dies erfordert stärker strukturierte und explizitere Wege der Entscheidungsfindung, mehr standardisierte Prozesse und Rollen sowie ein professionelles Management. Solche Entwicklungen tragen Konfliktpotenzial. Sie bergen Widersprüche und Spannungsfelder.
Wir vereinbarten, Zentralnorden bei der Bearbeitung dieser Themen über einen längeren Zeitraum in einem strukturierten Prozess zu begleiten. Wir entschieden uns, dafür u.a. mit Ansätzen aus der agilen Organisationsentwicklung nach Bernd Oesterreich und Claudia Schroeder zu arbeiten.
Diese Form der Beratung basiert insbesondere auf einer schrittweisen, iterativen Weiterentwicklung der Organisation, durch kontinuierliches praktisches Erproben einzelner Veränderungen mit anschließender Nutzenbewertung und Fortführungsentscheidungen. Die gemeinsame Arbeit gestalteten wir anhand der Prinzipien „Kollegialer Führung“, die in der Literatur auch als „auf viele Kollegen und Kolleginnen dynamisch und dezentral verteilte Führungsarbeit anstelle von zentralisierter Führung durch einige exklusive Führungskräfte” beschrieben wird. Wir arbeiteten in diesem Prozess also mit der gesamten Organisation und unterstützten sie, unter Einbeziehung aller Mitarbeiter:innen bei der Weiterentwicklung.